Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null
gesprengte ketten

 
Wenn Sterne vom Himmel fallen und sich Erinnerungen nur noch verzerrt im Dunkel des Inneren spiegeln, fehlt der Sinn, der sich an die Oberfläche rang um Gehör zu finden, aber lautlos verhallte im stillen Sog der Sinnlosigkeit.
Nur kleine Ereignisse holen dich wieder aus dieser tristen Welt. Als ich kleiner Grashüpfer war wünschte ich mir nichts sehnlicher, als erwachsen zu sein und all die verbotenen Dinge machen zu dürfen. Jetzt bin ich erwachsen, aber ich schmachte danach, wieder ein Kind zu sein.
Bei meiner Freundin habe ich jemandem getroffen, der gerade eine Psychose über sich ergehen lassen musste und solche Menschen erscheinen einen wie Kinder, voller Naivität und Zartheit.
Man fragt sich doch ständig, welchen Sinn hinter den Dingen steckt, wenn das Leben doch wie eine Kette mit vielen Gliedern ist, die alle miteinander verbunden sind, wir aber nur imstande sind, nur ein Glied aus den dunklen Urgrund hervorzufischen. Jedenfalls folgt ein Glied dem anderen, auch wenn man es hinausschieben kann oder eine Ruhepause einlegen kann, so ist das nächste Glied schon determiniert. Allerdings bestimmt die Qualität des Erlebens die Beschaffenheit deiner inneren Welten.
Was diese innere Welten betrifft so hab ich bei meiner Freundin eine interessante Erfahrung gemacht ...
Stell dir vor du willst eine Bootsreise machen und machst die Leinen los, aber anstatt, dass dein Boot langsam, getragen vom Wind, sanft losfährt, beginnt es sofort volle Fahrt aufzunehmen … die Wellen peitschen links und rechts hoch und das Boot schaukelt wie wild. Du kannst dich kaum noch festhalten und hast fast das Gefühl, über Bord geworfen zu werden. Jedenfalls verläuft diese Fahrt die ganze Zeit so wild und stürmisch und du bist so aufgewühlt, dass sich dein Verstand schon längst verpisst hat in einen entlegenen Winkel.
Jeder Regentropfen, der auf dich herab prasselt löst ein wohliges Schaudern aus und du kannst dich kaum noch am Steuer festhalten und als du dann nicht mehr kannst, holst du die Segel ein, damit sich dein Boot beruhigt.

Ich will nicht wieder verletzt werden … Diesen Satz höre ich mich manchmal sogar selber sagen, aber ich frage mich oft, ob es denn nicht besser wäre, wenn man diesen Satz aus seinem eigenen Bewusstsein verbannen könnte.
Natürlich trifft man immer wieder Menschen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, nicht verletzt zu werden, aber ich sehe das mittlerweile aus einem anderen Blickwinkel, denn den meisten ist das nicht bewusst, dass sie lieber in den Mauern ihres abgesicherten Lebens verwelken als das Risiko von Freiheit und Lebendigkeit auf sich zu nehmen.
Bei mir ist es auch die Furcht vor der Einsamkeit, die mich so sehr quält, obwohl ich durch aus imstande bin mit mir selbst etwas anzufangen, sehne ich mich doch nach einer tiefer gehenden Zweisamkeit, obwohl ich nicht der Typ bin, der sich nicht gleich jeder um den hals wirft, die ihn vor der Einsamkeit errettet, aber trotzdem steckt dieses Gefühl allein nichts zu sein tief in mir

Die Furcht vor Einsamkeit und Verlassenheit ist es ja, die uns immer wieder daran hindert, die Köstlichkeit der Unabhängigkeit zu schmecken und Lust daraus zu beziehen. Weil Unabhängigkeit mit Unnahbarkeit assoziiert wird und unsere Sucht nach Liebe, Wärme und Zugehörigkeit uns ständig dazu treibt, die Sicherheit der Freiheit vorzuziehen, haben wir vergessen, dass das Leben uns auch dann alles bereithält, wenn wir unseren eigenen Weg gehen und uns nicht gleich jeden an den Hals werfen, der uns ein gesichertes Leben verspricht. Zuviel Kraft fließt in unsere Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Würden wir nur einen Moment innehalten und uns fragen, wie unser Leben ohne diese scheinbare Sicherheit aussehen würde und loslassen würden, die Angst davor ablegen würden ohne einen anderen Menschen nichts zu sein, dann würde all unsere Energie wieder frei werden und wieder in uns fließen können.
Wahrscheinlich bin ich als kleiner Grashüpfer zu wenig bemuttert worden, weil ich so wenig emotionale Stabilität entwickelt habe *uff*. Aber ist es denn nicht so, dass wir von anderen deshalb abhängig sind, weil wir zu unserem Wohlergehen nun mal andere Menschen brauchen? Wäre es denn nicht viel zu einfach, wenn wir mit uns selbst allein die Ekstase der Glückseligkeit schmecken könnten?

Eine Freundin von mir ist von ihrem Urlaub auf Spanien zurück und hell begeistert, weil sie dort einen spirituellen Supergau erlebt hat. Sie war nämlich auf einen dieser Ella Camps, die auf dem ersten Blick ganz normale Ferienanlagen sind, aber dort drinnen findet man jede Menge durchgeknallter Typen auf der Suche nach dem ultimativen Glück.
Ella ist irgendein so abstraktes Wesen, das auf der Erde den Menschen den Weg zum Glück weisen sollte und dazu noch recht seltsame, aber revolutionäre Vorstellungen a la „Ich bin, was ich erlebe“ hat. Es gibt doch viele unter uns, die noch immer glauben, sie seien das, was sie dächten. Der berühmte Aphorismus „Ich denke also bin ich“ wird hier vergnüglich zerfetzt, weil nach mehreren Jahrzehnten Psychoanalyse mittlerweile jeder weiß, dass wir die Welt und damit die Wirklichkeit lächerlich wenig mit unserem bewussten Verstand wahrnehmen. 90 % der Wahrnehmung wird von unserer Brille gefärbt, die wir aufgesetzt haben. Momentan ist meine Brille mal wieder ziemlich lila.
Mein Unterbewusstsein ist aber auch ganz schön keck, denn unlängst hatte ich einen erotischen und wilden Traum von einer Frau, die zwar schon ziemlich ein heißer Feger ist, aber ansonsten einfach nur abstoßend ist und für mich so erregend ist wie ein Gurken-Käse-Sandwich. Über den weiteren Verlauf des Traum möchte ich erstmal mit meinem Therapeuten reden …
Aber es läuft eben darauf hinaus, dass wir mit unserer Wahrnehmung unsere eigene Realität erschaffen. Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, so wie wir das gerne hätten. Vielleicht kann ein kleiner Vergleich mal auf die Sprünge helfen.
Stell dir vor du bist Musiker und hast dir ein Instrument ausgewählt, mit dem du ein kleines Liedchen spielen willst, und jetzt mitten im Lied kommt ein anderer hinzu, der sich ein anderes Instrument geschnappt hat und nun mit dir das gleiche Lied musizieren will.
Dann kommen noch weitere dazu und geben jetzt deinen Song zum Besten, aber nicht damit du mehr Freude hast, sondern jeder hat seine eigenen Gründe, dieses Lied zu spielen.
Heißt das nun, dass alle Menschen, die mir begegnen, nur mit mir zusammen kommen, weil sie auf dieselben Dinge abfahren?
Nicht ganz, manche spielen mit dir einfach so, weil sie glauben, spielen zu müssen, obwohl sie es gar nicht mögen.
Sie haben sich dazu entschieden in ihrer Realität zu leben, obwohl sie es gar nicht wollen oder brauchen. Manchmal spielen wir eine Rolle und merken es nicht einmal und wir verwechseln und selbst mit der Rolle, wir nehmen an einem Stück teil, das eigentlich gar nichts unserer ist, aber weil wir es glauben, wird es zu unserer Realität. Meine Rolle ist es irgendwie, dass ich meine anderen helfen zu wollen. Aber eigentlich vernachlässige ich mich damit selbst und laufe mit zerzaustem Haar rum, weil ich keine Zeit hab mir Haarpackungen zu machen, weil ich für andere da sein muss und außerdem könnte ich mir Schoko kaufen und dann verzückt meinen Finger über die Schoko gleiten und ihn dann ekstatisch in meinen Mund stecken …

Es gibt doch nichts Schöneres, wenn man ne Freundin hat, mit der man ausschließlich platonisch verbunden ist und Sex selbst in den ruchlosesten und frevelhaftesten Träumen so gut wie gar nicht vorkommt. Selbst, wenn ich sie mal zufälligerweise mit nichts an außer einem entwaffnenden Lächeln antreffen würde, käme es mir nie in den Sinn, sie dem Hick Hack der freien Partnersuch-Marktwirtschaft auszusetzen.
Und natürlich gehe ich mal davon aus, dass sie zu ähnlichen Schlüssen gelangt ist und für mich eher eine zarte Zuneigung empfindet als eine von Hormonen gefärbte Begierde.
Aber nun ist jene heißgeliebte Freundin doch zum Opfer der brutalen Mechanismen von Angebot und Nachfrage auf dem Singlemarkt geworden, weil ihr göttlicher Schatz sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hat.
Nun, ich kann nicht sagen, dass es mich überrascht hätte, aber dennoch hat mich der Zeitpunkt doch etwas aus der Contenance gebracht und außerdem bin ich ziemlich sauer, weil er ihr so einfach das Herz brechen und so erbarmungslos auf ihren Gefühlen rumtrampeln kann.
Ich bin ja so was zu einem astrologischen Liebesdinger Berater für sie geworden und hab ihn natürlich, als sie ihn kennen lernte, auch mal astromäßig durchgecheckt und hab mal wieder ein paar Zeilen davon hervorgekramt …
„Er begegnet in seinem Inneren oder durch die Projektion in anderen Menschen dem Triebhaften, Dunklen und Verdrängten. Diese Gefühle müssen in konstruktive Tendenzen umgewandelt werden für ihn.“ … Anscheinend hat er das doch nicht ganz so hingekriegt. Vielleicht vergnügt er sich ja schon mit einer anderen?
„Er ist schon ein komplizierter Mensch, weil sein Durchsetzungswille, sein Aggressionspotential unverbruchbar mit seinem Wunsch nach Freiheit und unkonventionellen Ideen zusammenhängt.“ …Na anscheinend ist sein Freiheitsdrang doch etwas zu stark geworden und er hat ne Riesenbindungsphobie entwickelt.
„Aber die beiden scheinen vertauscht zu sein, wo der Mars die Energie zur Durchsetzung herkriegt, steht eigentlich der Uranus (Freiheit, Revolution), der damit nichts anfangen kann, weil seine Energie beim Mars (Wille, Energie) liegt. Du musst den Uranus, der in seinem Horoskop eine bedeutende Rolle spielt, mythologisch verstehen. Der Uranus wurde vom Kronos kastriert. Etwas vom tropfenden Blut des Phallus gelangte aber in den Leib der Gaia und somit entstanden die Furien. Die Unterdrückung des eigenen Uranus (Wunsch nach Freiheit, Unkonventionellem, originellem Denken) kann manchmal Furien (Rache, Wut) freisetzen, und wenn wir lange an diesem Verhaltensmuster festhalten, können uns die Furien bis in den entlegensten Winkel dieser Welt folgen ; ). Das heißt nicht, dass er wirklich sehr aggressiv wäre, aber dass er Angst haben könnte vor seinen Aggressionen.“ … oder vor festen Bindungen *schnief*.
Wie man wohl feststellen muss, ist er mir nicht sonderlich sympathisch, aber jetzt, wo er sie sitzengelassen hat, ist er noch unausstehlicher geworden.
Er ist wie ein Kind, das sich ne Sandburg gebaut hat und nun feststellt, dass sie doch nichts Besonderes ist und sich bald langweilt und sie kaputt machen will …
Man kann dazu nur eins sagen … so ein Arsch!!!

Wir Menschen haben Gefühle und das ist es was zählt. Aber wenn ich sie nun vor anderen verberge und so vorsichtig, wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum hüpfend, damit umgehe, bin ich dann einfach nur eine gut funktionierende, angepasste Maschine?
Wie sehr man es auch versuchen mag,
es ist unmöglich, die Spiegelung des Mondes
auf der Oberfläche eines Teiches zu fassen.
Mein Gott! Ist denn dieser Zen Spruch nicht unfassbar anschaulich für das, was wir mit unseren Gefühlen tun? Gefühle sind denn nun mal trügerisch und wir halten die Spiegelung des Mondes im Teich für realer, als den Mond am Sternenfirmament.
Das erinnert mich manchmal an diese Eidechsen, die ich als kleiner Grashüpfer gerne fing. Sie haben meistens in Löcher gebuddelt und nur ihr Schwanz lugte raus, weil sie dort anscheinend Futter krallen konnten, aber sie verfingen sich in ihren Löchern und man konnte sie dann ganz einfach fangen. Und so verwickeln wir uns auch in unseren Gefühlen und werden gefangen. Die Eidechsen konnten sich aber meistens mit einem einfachen Trick retten … sie warfen ihren Schwanz ab. Aber wir können uns nicht so einfach davonstehlen … oh nein! Der Mond im Wasser symbolisiert unsere tiefen und unbewussten Einstellungen, die unser Leben durchdringen. Genau diese gefühlsorientierten Einstellungen kann man kaum in Worte fassen. Und dennoch können wir für einen kurzen Augenblick die Hände ist Wasser tauchen und den Mond in Händen halten, wenn wir unsere Gefühlseinstellungen in unser Leben bringen. Wie bringt man genug Verspieltheit, Gelassenheit und Humor in unser manchmal so graues einfältiges Alltagsleben? Wenn wir uns den Aspekten unserer Gefühlswelt öffnen …
Try to catch the moon in the middle of the water!

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma